1. Mai in Emden

Nach zwei Jahren mit gebremsten und meist nur digitalen Aktivitäten sollen in diesem Jahr wieder in ganz Deutschland machtvolle Mai-Demonstrationen des Deutschen Gewerkschaftsbundes DGB stattfinden. Dies gilt auch für Emden, und die Emder Sozialdemokratie ist natürlich dabei.

Bild: Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB)

Die gewerkschaftliche Veranstaltung beginnt um 10:15 Uhr mit einer Demonstration vom Hafentor aus. Sie führt in großem Bogen zum Stadtgarten, wo ab 11:30 Uhr eine Kundgebung stattfindet; Hauptsprecher nach der Begrüßung durch Horst Götze ist dabei Johannes Grabbe, Abteilungsleiter für Wirtschaft, Umwelt und Europapolitik im DGB.

Vor der Demonstration findet ab 9:30 Uhr ein Gottesdienst statt, nach Ende der Kundgebung geht die Veranstaltung über in ein Familienfest im Stadtgarten.

Ursprünglich geht der Tag der Arbeit auf Ereignisse in den USA im Jahr 1886 zurück. Auf dem zweiten Internationalen Arbeiterkongress in Paris wurde beschlossen, sich Plänen des Amerikanischen Arbeiterbundes für eine weltweite Demonstration am 1. Mai 1890 anzuschließen. Damit wurde der 1. Mai zum zentralen Aktions- und Feiertag der Arbeiterinnen und Arbeiter weltweit. In Deutschland unterstützte dies die Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP, später SPD) und am 1. Mai 1890 legten etwa 100 000 Menschen ihre Arbeit nieder. Der 1. Mai entwickelte sich danach zum Festtag der Arbeiterbewegung, wurde aber nur 1919 einmalig als gesetzlicher Feiertag begangen.

In der Weimarer Republik war die Arbeiterbewegung gespalten: Während die SPD den 1. Mai als Festtag begehen wollte, betonte die Kommunistische Partei (KPD) den Kampfcharakter des Tages. Als sie 1929 trotz eines Demonstrationsverbots Maidemonstrationen in Berlin organisierte, kam es zu gewaltsamen Ausschreitungen mit über 30 Toten, Hunderten Verletzten und vielen Verhaftungen, zum sogenannten „Blutmai“. 1933 machten die Nationalsozialisten den 1. Mai zum Feiertag der nationalen Arbeit, besetzten aber am Tag darauf Gewerkschaftshäuser, Arbeiterbanken und Gewerkschaftsblätter. Viele leitende Funktionäre wurden in Konzentrationslagern und Gefängnissen inhaftiert. Die neugegründete Deutsche Arbeitsfront (DAF) sollte das nationalsozialistische Ideal der Volksgemeinschaft darstellen.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der 1. Mai 1946 durch die Alliierten als Feiertag bestätigt. In der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR wurden am 1. Mai lange Zeit staatliche Militärparaden inszeniert; Bürgerinnen und Bürger waren verpflichtet, daran teilzunehmen. In der Bundesrepublik nutzten die Gewerkschaften den Tag für Massenkundgebungen mit wechselnden Schwerpunkten und Themen. Trotz oft lebensentscheidender Fragen sind die Maikundgebungen seit Jahren schon nicht mehr so attraktiv wie früher: Folgten 1960 in Berlin noch 750 000 Menschen dem Aufruf, so nahmen 2019 an der offiziellen Kundgebung des DGB vor dem Brandenburger Tor nur noch 13 000 Menschen teil.